Achtung Neues unten angefügt!
Erst mal ein wenig "Morgenländische Weisheit"
Quelle: Khalil Gibran, Der Prophet | ||
Studien als Bücher oder im Internet | ||
Martin J. Davis: Scheidung von den Kindern - Betroffene Väter erzählen | ||
Karin Jäckel: Der gebrauchte Mann - Abgeliebt und abgezockt - Väter nach der Trennung | ||
Anneke Napp- Peters: Familien nach der Scheidung | ||
Ursula Ofuatey- Kodjoe, Simone Wiestler: | ||
Ergebnisse Internationaler Tatsachenforschung zum Wohle des Trennungskindes | ||
Warren Farrell: Mythos Männermacht | ||
Wassilios E. Fthenakis |
Ralf Bethke: |
Klaus-Jürgen Grün |
Düsseldorfer Tabelle & Co. Link zu RAe Emmert, Schurer, Buecking & Kroll |
Das OLG Celle zur sogenannten Bindungstoleranz Link zu Väter für Kinder e.V. |
paPPa.com dokumentiert: Die Kindschaftsrechts"reform" Link zu paPPa.com |
Statistiken als Buch und im Internet |
Statistisches Bundesamt Deutschland - Haushalte und Bevölkerungsbewegung |
Bundesstatistik:Gemeinsame elterliche Sorge nach der Ehescheidung. Rechtstatsachenstudie von Dr. Dietrich Schlegel - |
Dokumentationen als Buch oder Heft oder im Internet |
Evangelischer Pressedienst - epd-Dokumentation |
Die Söhne des Orest. Ein Plädoyer für Väter. Christiane Olivier |
Kurzbeschreibung Wird das Kind seiner Mutter jemals verzeihen können, daß sie ihm den Part desjenigen vorenthält, der es gezeugt hat? Ausgerechnet eine Frau und Mutter formuliert diese provokante und angesichts der zunehmenden Zahl alleinerziehender Mütter hochaktuelle Frage. Unsere Gesellschaft erkennt der Frau den Status des einzigen unverzichtbaren Elternteils zu. So fehlt den 'Söhnen des Orest' ein positiv besetztes männliches Rollenbild. Christiane Olivier, die Autorin des Bestsellers 'Jokastes Kinder', fordert die Männer auf, sich zu ihrer Verantwortung als Väter zu bekennen. Christiane Olivier studierte Literatur und Psychologie und ist seit 1968 als Psychoanalytikerin tätig. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Auf deutsch sind bisher 'Jokastes Kinder' und 'F wie Frau' erschienen. |
Scheidung von den Kindern. Betroffene Väter erzählen. Martin J. Davis |
Amazon.de Ein Vater, 51. Seine Tochter hat er seit der Scheidung insgesamt sechs Stunden lang gesehen. Die Scheidung ist acht Jahre her. Dazwischen: menschliche Katastrophen, Enttäuschung, Verbitterung, Ohnmacht, Haß im Kampf um das verlorene Kind. Dieser Vater ist einer unter vielen -- zu vielen, wie Martin J. Davis findet. Elf Väter kommen in diesem Sachbuch zu Wort, elf Betroffene, die von ihrem Leiden erzählen. Der zwölfte Betroffene ist der Autor selbst: Davis, der Sozialpsychologie in England studierte, ist ebenfalls ein geschiedener Vater. Seine Erlebnisse und Probleme während und nach der Trennung bewegten ihn dazu, ein Buch über die Situation der, wie er meint, benachteiligten Männer zu verfassen. Die elf Väter, die ihre Geschichte erzählen, fand Davis durch Anzeigen in drei überregionalen Zeitungen; und diese Geschichten, die in ihrer Brisanz manchmal geradezu unglaublich anmuten, bilden den Hauptteil dieses Buches. Im Anschluß analysiert Davis ein wenig die Trennung aus der Sicht des Vaters und macht sich Gedanken zur Konfliktreduzierung während der Trennung. Kaum Informationen liefert er dabei aber über die konkreten rechtlichen Bedingungen, die er kritisiert; überhaupt bleibt er, was über Klagen hinausreicht, recht diffus und substanzlos. Was die Benachteiligung der Väter angeht, versucht Davis explizit nicht, "unparteiisch zu bleiben", was aufgrund seiner persönlichen Scheidungserfahrungen auch verständlich sein mag. Doch wer gegen eine "undifferenzierte Schwarzweißdenkweise" angehen will, sollte dies in dem Medium, in dem er es fordert, auch selbst umsetzen. --Lilli Belek |
Die Väter. |
Kurzbeschreibung Der Band (ca. 150 Seiten) vereint ca. 12 Aufsätze von Frauen und Männer zum Thema Vater. Darunter Horst Petri und auch zwei Frauen, die z.B. über die anhaltende Diskriminierung nichtehelicher Kinder und ihrer Väter schreiben, bzw. über das Phänomen des vaterlosen Kindes - infolge von künstlicher Insemination (Besamung). |
Vatermythen, Vaterbilder. Die Rolle der Männer in der Erziehung. Adrienne Burgess |
Kurzbeschreibung Eingeleitet durch einen Abriß der Erziehungs- und Gesellschaftsgeschichte, zeigt Adrienne Burgess, wie unterschiedlich, ja konträr die Rolle der Väter in der Erziehung in den letzten zwei Jahrhunderten gesehen wurde. Im Zentrum ihres Buches stehen jedoch die neuesten Forschungsergebnisse, die einen "aktiven" Vater in der Erziehung als unverzichtbar ansehen. Mag die traditionelle Rolle des Vaters als Oberhaupt und Versorger der Familie auch längst ausgedient haben, so bleiben den Vätern doch Verpflichtungen gegenüber ihren Kindern, denen die meisten Männer sich heute zu entziehen suchen. |
Väter und ihre Rolle in unserem Leben. John Selby (Ohne Bild) |
Ohne Beschreibung. |
Katrin Rohnstock |
Klappentext Feierabendvater, Fußballvater, Urlaubsvater, Stiefvater, Lebensabschnittsvater, Wechselvater, schwuler Vater,. Spielgruppenvater, Zweit- und Drittvater, Zahlvater, väterlicher Freund - seit über zehn Jahren wird das Verständnis von Vaterschaft und Väterlichkeit heiß diskutiert. Die einen meinen, Väter haben ihre traditionellen Funktionen des Schutzes, der Versorgung und des Erbnachlasses verloren und sind damit überflüssig geworden. Die anderen meinen, die Männer wollen ihren familiären Aufgaben nicht nachkommen, weil sie unattraktiv sind. Männer aus Ost und West erzählen von dem Spagat, den Väter heute vollführen. Soziologische Analysen und verhaltensbiologische Betrachtungen ergänzen das breite Spektrum der Alltagsgeschichten. |
Gute Väter, selbstbewußte Töchter. Die Bedeutung des Vaters für die Erziehung. Nicky Marone |
Kurzbeschreibung Nicky Marone zeigt hier zum erstenmal die Vielschichtigkeit der Beziehungen zwischen Vätern und Töchtern auf, und was für Konsequenzen sich daraus für die Entwicklung der Persönlichkeit ergeben. |
Die Vaterfalle. Die Macht der Väter über die Gefühle der Töchter. Sigrid Steinbrecher |
Kurzbeschreibung Im Verhältnis zum Vater, dem erste Mann ihres Lebens, erlernen Töchter Gefühlsmuster, die sich in späteren Liebesbeziehungen wiederholen. Frauen sitzen in der 'Vaterfalle', oft, ohne es zu merken. 'Du bist so kompliziert': Ungezählte Frauen haben diesen Satz so oft gehört, daß sie selbst schon daran glauben. Darin die Macht der Väter über die eigenen Gefühle zu erkennen setzt die emotionale Selbstbewußtwerdung der Töchter voraus. Die Psychologin Sigrid Steinbrecher ermutigt Frauen, sich auf diese intensive und mitunter schmerzliche Auseinandersetzung einzulassen. |
Wenn Scheidungskinder erwachsen werden. Psychische Spätfolgen der Trennung. Edward W. Beal, Gloria Hochman |
Kurzbeschreibung Dieses Buch befasst sich mit den langfristigen Folgen, die nach einer Scheidung der Eltern bei Kindern auftreten können. Noch als Erwachsene leiden sie oft unter diesem Erlebnis, haben Bindungsangst, sind emotional labil und stehen wie unter einem Wiederholungszwang. Das Buch will Betroffenen Hilfestellung geben, diesem Teufelskreis zu entkommen. |
Kinder aus geschiedenen Ehen: Zwischen Trauma und Hoffnung. Eine psychoanalytische Studie. Helmuth Figdor |
Super tolles Buch, 26. April 2001 |
|
|
|
|
|
|
Im zweiten Band dieses umfassenden Handbuchs, das erstmals eine systematische und kritische Bestandsaufnahme der in- und ausländischen Vater-Forschung bietet, rückt Wassilios E. Fthenakis die heutige Industriegesellschaft in den Blick, in der bereits zwanzig Prozent der Kinder ohne ihren Vater aufwachsen. Wie sieht die Vater-Rolle in den modernen Familienstrukturen aus ? Der Autor befaßt sich mit dem Vater nichtehelicher Kinder, mit den nichtsorgeberechtigten Vätern in Stieffamilien. Es ergeben sich daraus vielfältige Anregungen, um über die heute zentralen familienpolitischen und familienrechtlichen Fragen nachzudenken. |
||
|
|
|
Nur Bild!
|
HORST PETRI: Das Drama der Vaterentbehrung. Herder-Spektrum-Verlag, Freiburg Basel Wien 1999.
|
Nicht alles über unsere Mütter
Der Psychoanalytiker Horst Petri fordert Schluss mit dem Drama der Vaterentbehrung
Die Frauenbewegung hat mit der Abwesenheit der Väter Schluss gemacht. Dann aber hat sie die Väter selbst verunglimpft, zur Verfügungsmasse (Samen- und Geldabgabe) reduziert und einer ganzen Frauen- und Männergeneration die Idee der Vaterunzulänglichkeit eingeimpft – und eine massenhafte Vaterlosigkeit herbeigeführt: 80 Prozent der Scheidungen werden von Frauen eingereicht! 1,8 Tote kostete der Erste Weltkrieg und der Zweite 5,25 Millionen, Soldaten im „besten Mannesalter“, die Millionen von vaterlosen Kindern hinterließen . . . Nun ist eine dritte Generation von Vaterentbehrung gekennzeichnet.
Es ist eine Tatsache, "dass es eine vaterlose Nachkriegsgeneration war, die der traditionellen Familie ideologisch und faktisch den ,Krieg erklärte‘ und damit wiederum eine Kindergeneration gezeugt hat, von der große Teile ihre Väter durch den Krieg der Geschlechter verloren haben. Diese vaterverlassenen Kinder von Vätern ohne Vater stellen die heutige junge Vatergeneration“ ( und Müttergeneration!) dar. Und sind Produkte einer kollektiven Abwertung des väterlichen Prinzips.
Horst Petri, ein einfühlsamer und erfahrungsreicher Psychoanalytiker, konstatiert ganz sachlich: Ein Vaterverlust (durch Tod, künstliche Zeugung und so weiter) und eine Vaterentbehrung bedeuten immer ein Trauma. Die Folgen lassen sich massenhaft erkennen in der Traumaverarbeitung bei beiden Geschlechtern – bezogen auf den Umgang mit dem Partner und den Kindern: psychische Ertaubung, Gefühlskälte, Abstumpfung, eingefrorene Trauer und Bindungsverlust. Eine kollektive Form der Abwehr (nämlich die Verkehrung des Verdrängten und Vermissten in eine Ideologie der Ausgrenzung) betrieb die Frauenbewegung, die die Vaterlosigkeit einfach als Ideal deklarierte und die Mutter als alleinseligmachende Erziehungsinstanz verklärte.
Doch was passiert, wenn eine Frau ihr Kind allein großzieht? Diese Mütter, die freiwillig oder unfreiwillig auf die Unterstützung eines Mannes verzichten, müssen ständig aufs neue die Verletzungen, Trauer und Wut der Kinder ob der Vaterentbehrung aushalten und sich mit dem eigenen Scheitern, der eigenen Hilflosigkeit und Ohnmacht auseinandersetzen – was nicht selten in Ängste, Depressionen und Verzweiflung umschlägt. Es kann zu einer Gefühlsabwehr und Gleichgültigkeit gegenüber dem Kind kommen. Der Selbst- und Männerhass wird auf das Kind projiziert, auch wird es von den eigenen psychischen Problemen überflutet und als Bündnispartner missbraucht. Mädchen erfahren eine zu starke Mutterfixierung, die ihnen später eine heterosexuelle Beziehung erschweren wird, und Jungen werden als Partnerersatz missbraucht, was ab der Pubertät zu starken Hassgefühlen gegenüber der Mutter führt. Auch werden Jungen mit dem „bösen Männlichen“ identifiziert oder als Sündenböcke für das eigene Scheitern verantwortlich gemacht oder zum Lebensersatz gebraucht – als narzisstische Verlängerung des eigenen leeren Selbst.
Aufgrund dieser höchst problematischen Mutter-Kind-Konstellation reagieren, das ist seit langem bekannt, vaterverlassene Jungen mit Donjuanismus – der Abwehr von bodenloser Einsamkeit durch immer neue, flüchtige Liebesabenteuer. Vaterverlassene Frauen neigen eher zu psychosomatischen Erkrankungen (Essstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Krebs) sowie zu heftigen, sich nur schwer auflösenden Hassgefühlen der eigenen Mutter gegenüber. Bei beiden Geschlechtern kommt es zudem zur Blockierung der psychosexuellen Entwicklung, der Intelligenz sowie der Entwicklung von Gewissen und Moral.
Aus Amerika, wo der Zustand von Vaterentbehrung viel krasser als bei uns mit bitterer Armut verknüpft ist, kommen folgende Horrorzahlen: 63 Prozent der jugendlichen Selbstmörder, 71 Prozent der schwangeren Teenager, 90 Prozent der Ausreißer, 85 Prozent der Jungkriminellen und 75 Prozent der Drogenabhängigen kommen aus vaterlosen Familien – das zeigt, dass die Alleinerziehung von Kindern gescheitert ist. Wobei, das betont der Psychoanalytiker Horst Petri immer wieder, das Trauma der Vaterentbehrung natürlich gemildert werden kann durch kluge Mütter, durch liebevolle Stiefväter und männliche Ersatzväter. Doch die Wunde dieser zutiefsten Kränkung bleibt, solange sie nicht therapeutisch bearbeitet wird – oder kreativ, wie viele „vaterlose“ Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler uns zeigen.
Horst Petri belegt die Vaterentbehrung mit vielen Fallbeispielen. Er fordert, dass die kollektive Vaterentbehrung nicht weiter ins Unbewusste abgedrängt wird, sondern als Katastrophe für jeden Einzelnen und für den Frieden, aber auch für den Wohlstand in unserer Gesellschaft erkenntlich gemacht wird: Erinnern, wiederholen, durcharbeiten! Das war Freuds Forderung zur Aufdeckung psychischer Traumen. Außerdem möchte Petri, nach der jahrtausendelangen Unterdrückung der Frauen und dem Ausschlagen des Pendels in Richtung Männerabwehr, zu einer „Geschlechterdemokratie“ kommen. In der, als erstes, beide Partner ihre jeweilige Ohnmacht anerkennen. Die Ohnmachtsgefühle der Mütter, die zwischen Kind, Arbeit und Haushalt die Selbstzweifel als Demütigung erfährt. Und die Ohnmacht des Vaters, der sich „gesellschaftlich einem anonymen Machtapparat männlich geprägter Herrschaftsansprüche ausgeliefert fühlt, gegen die jeder Widerstand zwecklos ist, so teilchenhaft, wie er sich erlebt . . . nicht nur wegen seiner gesellschaftlichen Entfremdung, sondern im gleichen Maße aus dem Verlust an Autorität, Kompetenz und Zuständigkeit in der Familie bezüglich seiner ursprünglichen Funktionen als Beschützer und Ernährer.“
Deshalb die Forderung, dass die Frauen einen Teil ihrer (auch höchst neurotischen) Macht über die Kinder abgeben und die Männer einen Teil ihrer gesellschaftlichen Macht. Dass sie beide ihre Verschiedenheit respektieren und solidarisch die Herrschaftsstrukturen abzubauen suchen. Zu Gunsten der nächsten Generation und ihrer eigenen Kinder, die lebensnotwendigerweise Väter und Mütter brauchen!
ASTRID VON FRIESEN
Vaterlosigkeit, Vaterverlust, Vaterabwesenheit
Von Tilmann Moser *
Zu Horst Petris Buch über «Das Drama der Vaterentbehrung»
In einem anrührenden persönlichen Nachwort zu seinem neuen Buch schreibt der Berliner Kinderpsychiater und Psychoanalytiker Horst Petri über einen jahrzehntelang währenden blinden Fleck in seiner eigenen Biographie: sein Vater war, von kurzen Urlauben abgesehen, sechs Jahre abwesend durch Krieg. In wichtigen Büchern über die «vaterlose Gesellschaft» fand Petri die seelischen Auswirkungen von Millionen Kriegstoten im Ersten und Zweiten Weltkrieg kaum erwähnt. Erst in den früh einsetzenden Forschungen über die Auswirkungen der Judenverfolgung wurden die schrecklichen Dimensionen des Themas allmählich bewusst.
Insofern könnte man die Folgen der Vaterentbehrung, die Petri auch als ein gesellschaftliches Drama versteht, für ein deutsches Problem halten. Aber das ist nicht so: Er untersucht auch die Folgen von Abwesenheit und Trennung durch das Zerbrechen von Familien, durch Scheidung und «Desertion» der Väter. Sigmund Freud und Erich Fromm zentrierten ihre Forschungen mehr auf innerseelische Vorgänge, bei denen das Kind als der Feind des Vaters erschien, und nicht auf die Auswirkungen realer Traumata. Eher wurde Ödipus als der Schuldige angesehen als seine Eltern, die ihn schwer verletzten und zur möglichen Vernichtung aussetzten.
Was heisst nun Vaterlosigkeit? Sie bedeutet, dass ein Kind seinen Vater nie bewusst kennengelernt hat. Aber ob und wie sehr es darunter leidet, hängt von der Weitergabe des Vaterbildes durch die Mutter ab. Zwischen Idealisierung und Entwertung sind viele Lösungen möglich. Und Vaterverlust? Petri untergliedert ihn nach den wichtigsten Etappen im Leben des Kindes, in denen der Verlust eintritt. In vielen Fällen ist das Trauma so gross, dass es verdrängt werden muss. Der Therapeut hilft dann dem geschwächten Ich erst, die Trauer zu ertragen, die von dem Patienten als vernichtend gefürchtet wird. Petris Beispiele zu den verschiedensten Konstellationen sind ergreifend, auch seine Analyse von Künstlern, die es teilweise vermocht haben, für ihre Vaterlosigkeit durch ihre Kreativität eine - wenn auch von Schmerzen durchzogene - Bewältigung zu finden. Und schliesslich Vaterabwesenheit? Bei ihr bleibt die Beziehung zum Vater, wenn auch fragil, erhalten. Die Hoffnung auf Rückkehr oder wenigstens Besuche mag realistisch sein, sie kann aber auch illusionär werden und wiederum zu Entwertung oder fast mythischer Überhöhung führen.
Die alleinerziehenden Mütter, denen Petri ein einfühlsames Kapitel widmet, stehen in jedem Fall vor schwierigen Aufgaben. Die häufigsten Formen des Misslingens bringen die Anklammerung an die Kinder mit sich, die Ersatzpartnerschaft mit den Kindern, aber auch Verhärtung und Verbitterung. Was helfen kann, sind Verwandte, Freunde, Geschwister, und die von Petri hoch eingeschätzten «Ersatzväter», also bedeutsame Erwachsene, die zu Vorbildern werden, oder die auch taugen zur Anlehnung, zu «Inseln der Geborgenheit».
Ohne das Wunder, dass Kinder sich aus eigener Kraft Hilfe suchen oder ihre verstörte Psyche regenerieren können, wäre das weit verbreitete Elend noch viel massiver. Petris Buch zeichnet sich nicht nur durch seine tiefenpsychologische Fundierung, sondern durch seine soziologische Orientierung aus, die die Veränderungen im öffentlichen Klima und im Gesetz mitberücksichtigt: gemeinsame Elternschaft auch bei Trennung und Scheidung. Er erwähnt die vielen Hilfen, die heute verfügbar sind, und er ist sich der Folgen von NS-Zeit und Krieg voll bewusst. Einziger Mangel könnte sein, dass die psychischen Folgen des Soldatseins der deutschen Väter, auch ihre Verstrickung in Verbrechen oder Mitläuferschaft, undiskutiert bleiben. Denn viele Väter zwangen ihre harten Maximen noch nach langen Jahren ihren Kindern auf. Diese Väter waren präsent, aber ohne einfühlsame Seele, gleichzeitig prügelnd und autoritär anwesend, und quasi verschollen auf der Ebene der partnerschaftlicher Nähe. Aber mindert nicht den Wert des Buches und seine spannende Lesbarkeit.
* Tilmann Moser lebt als Psychotherapeut und Publizist in Freiburg i. Br.
Siehe von Petri auch: Vaterlose Gesellen Es wird höchste Zeit zu erkennen, welche Katastrophe für die Gesellschaft in der Vaterlosigkeit steckt - Die Welt 19.4.2000
Horst Petri DER VERSCHWUNDENE VATER - Berliner Zeitung 11.11.2000
"Daniel war vier Jahre alt, als er eines Nachts beim Spaziergang ins Schlafzimmer der Eltern das Bett neben der Mutter leer fand. Der Vater habe plötzlich verreisen müssen. Es wurde eine lange Reise. In der Therapie versuchte der inzwischen Siebzehnjährige, in mühselig kleinen Schritten das Drama des Vaterverlustes zu rekonstruieren. Sein Leiden an sich selbst, das Scheitern in der Schule, den Drogenkonsum, das Leben ohne Freunde, die panische Angst vor Mädchen und sein grundsätzliches Misstrauen Menschen und der Welt gegenüber konnte er sich zunächst nicht erklären. ..." Gesamter Artikel in der Berliner Zeitung 11.11.2000
Teil 2 auch als Doc-Datei hier als ZIP-Version
NEU!
OKTOBER 2001
Michael Kohn | ||||
Krieg der Exen |
| |||
Nachtrag | ||||
Hardcover, 204 SeitenISBN: 3-936143-20-X | ||||
Erscheinungsdatum: Oktober 2001 | ||||
|
|
||||||
Das Buch:
Nur Bild! |
Möwenschwingen.
Auf der Suche nach dem verlorenen Vater.
von Jonathan Bach
Buchbesprechung von Gerd Vathauer, aktualisiert am 14.08.2001, 0:29
Taschenbuch - 379 Seiten - Ullstein TB-Vlg. Erscheinungsjahr: 1997
ISBN: 3548241239 Preis: DM 16,90Jonathan Bach, selbst benannt nach dem Bucherfolg seines Vaters Richard Bach (Die Möwe Jonathan), erzählt die Geschichte seines eigenen Lebens als Scheidungskind, dem in seiner Kindheit dem Vater entfremdet wird. Detailreich schildert der Autor die eigene Verbitterung gegen den sich vermeintlich abwendendenden Vater, die dem Erzähler durch die subtile Einflussnahme seiner Mutter eingeimpft wird, und die schließlich fast bis zur endgültigen Ablehnung des Vaters führt.
Behutsam keimt zuerst ein zaghafter Briefkontakt auf, der zwischenzeitlich jahrelang stagniert, aber immer wieder aus Sehnsucht und dem Willen zur Auseinandersetzung mit dem angeblichen Drückeberger neu aufgenommen wird. Nach dieser jahrelangen und oft unbewußten Suche, trotz aller Widrigkeiten und sich aufbauender Vorbehalte findet Jonathan schließlich auf seine Art seinen eigenen Weg zu seinem Vater, zu dem er trotz aller Distanz eine verblüffende Seelenverwandtschaft feststellt. Am Schluß steht ein Vater-Sohn Verhältnis, wie es intensiver wohl nicht denkbar wäre.
Faszinierend ist das Buch zunächst, weil es packend geschrieben und brilliant geschildert ist, frei von vordergründigen Schuldzuweisungen und eindimensionalen Erklärungsmustern. Die Wahrnehmungen Gefühle des sich entwickelneden Jungen stehen immmer im Vordergrund, und so ist auch der Leser geneigt, hin und wieder abwechselnd für oder gegen den einen oder anderen Elternteil des Protagonisten Partei zu ergreifen, um auch sein eigenes Urteil immer und immer wieder revidieren und in einem anderen Licht betrachten zu müssen.
Die Entwicklung des Vater- Sohn- Verhältnisses durchläuft verschiedene Stadien, von dem zur Märchenfigur verklärten "Captain" über den ditanziert-kumpelhaften "Richard" bis hin zum vertrauten "Dad", den der kleine Junge Jon immer mit klischeehaften Bidern verbunden hatte und nur aus dritter Hand kannte. Diesen "Dad" darf der schließlich erwachsene junge Mann, studierte Journalist und werdende Schriftsteller Jonathan Bach schließlich im Alter von 22 Jahren erleben.
"Möwenschwingen" vermittelt beinahe beiläufig authentische Einblicke in Wege der Elternentfremdung, resultierend zunächst aus dem blinden Kampf einer verbitterten Frau gegen den Vater ihrer Kinder. Der so erzeugte ständige Konflikt in dem die Kinder stehen, ihr Kampf um eine Beziehung zu beiden Eltern und somit ihr Ringen um eine eigene Identität ist das zentrale Thema. Das Buch zeigt aber auch, dass ein bedingungsloses Aufrechterhalten einer nicht mehr lebensfähigen Paarbeziehung letztendlich (selbst-) zerstörerische Folgen haben würde.
Am Ende des Buches steht die plausible Bestätigung einer Erkenntnis, die bereits der Möwe Jonathan zu Grunde liegt: dass jeder Mensch sein Schicksal selbst gestaltet, und auf dem Weg zu einer höheren Bewußtseinsstufe sogar, meist unbewußt, selbst wählt. Was am Ende bleibt ist, trotz aller schmerzlicher Vater- Entbehrung und bei allen ausgetragenen Konflikten nicht zuvorderst eine Verbitterung über die entgangenen Jahre der Kindheit. Denn dank Jonathans psychischer Stabilität und der auf der Kraft des Willens beruhenden Geduld des Vaters konnten all diese Entbehrungen letztlich überwunden werden. Gerade dieser verschlungene und einzigartige Weg hat in Jonathans Lebensgeschichte letztendlich zu einer so tiefen und erkenntnisreichen Vater- Sohn-Beziehung geführt.
Hier schließt sich der Kreis zur Philosophie der Bücher von Richard Bach. Ganz nebenbei in einer Lesepause während der Lektüre des Romans im Sommerurlaub 2001 habe ich innerhalb von zwei Stunden meiner 6 jährigen Tochter die "Möwe Jonathan" vorgelesen, die ebenso gebannt an meinen Lippen hing wie ich selbst beim Lesen war, der ich das Buch nach über zehn Jahren wieder gelesen habe.
In einer zweiten Ebene ist "Möwenschwingen" wie natürlich schon die "Möwe Jonathan" auch ein Buch über die Freiheit, die das Fliegen vermittelt und veranschaulicht. - Jonathan überwindet durch die Begegnung mit dem Vater seine langjährige Flugangst und wird selbst ein begeisterter Flieger- wie sein Vater und seine Mutter. So schließlich wird auch die Widmung im Buchdeckel begreifbar:"Für Mom und Dad,
die mir gemeinsam Flügel gaben
und mich getrennt
das Fliegen lehrten."
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- eingefügt am 02.10.02 SIND FRAUEN BESSERE MENSCHEN?
DAS BUCH | ||
Menge: | ||
|
(Bücher Online)
http://gutenberg.aol.de/index.htm
<< | Liste | Home | >> |